Andragogische Leitideen

In unserer Bildungstätigkeit mit Erwachsenen leiten uns folgende vier Leitideen:

Persönlichkeitsbildung

Die RU-Lehrperson, das heisst ihre Persönlichkeit ist das wichtigste Medium in der religiösen Bildung mit Kindern, Jugendlichen (und Erwachsenen). Darum nimmt die Bildung der eigenen Persönlichkeit - Sozial- und Selbstkompetenz - einen hohen Stellenwert ein. Wir haben den Anspruch, dass jedes Modul neben der beruflichen Sachkompetenz (vom jeweiligen Modul geforderte Kompetenzen) der Entwicklung und Förderung der Sozial- und Selbstkompetenz dient.

Darin soll unsere Bildungstätigkeit in den Ausbildungsmodulen Modell für einen ganzheitlich bildenden Religionsunterricht sein.

 

(Lern-) fördernde Haltungen

Von der humanistischen Pädagogik, speziell aus dem Veto-Prinzip® übernehmen wir folgende Haltungen und Werte:

Selbstbestimmung & Verantwortung
Der/Die Einzelne trifft selbstbestimmte Entscheidungen und übernimmt die Verantwortung dafür. Das Recht auf ein "Veto" ist jederzeit gegeben und geht einher mit der Verantwortung für die Konsequenzen. Selbstbestimmung wird nicht nur erlaubt, sondern erwartet — als aktive Rolle im Lernprozess. Die Gruppe respektiert individuelle Entscheidungen.

Authentizität & Fehlerfreundlichkeit
Der/Die Einzelne wird ermutigt, sich echt und unverstellt zu zeigen. Fehler werden als natürlicher Teil der Entwicklung verstanden, nicht als Schwäche. Die Gruppe ist ein sicherer Raum, in dem Authentizität gelebt werden kann und fördert mutiges Ausprobieren.

Vertrauen & Transparenz
Transparenz schafft Sicherheit und ermöglicht, dass der/die Einzelne den eigenen Weg im Rahmen der Gruppe nachvollziehen und mitgestalten kann. Der/Die Einzelne erfährt Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und die Prozesse der Gruppe. Die Gruppe lebt von gegenseitigem Vertrauen.

Ko-Kreation & Gleichwürdigkeit
Der/Die Einzelne ist Mitgestalter:in im Prozess — alle Beiträge sind wertvoll und erwünscht. Unterschiedliche Perspektiven der Einzelnen werden als Bereicherung angesehen. Gleichwürdigkeit bedeutet, dass jeder Mensch zählt, unabhängig von Herkunft, Erfahrung oder Status. Es entsteht ein Raum, in dem Vielfalt als Stärke genutzt wird.

Wissen wird nicht vermittelt, sondern (re-) produziert

Nachhaltiges Lernen ist ein lebendiges Lernen. Im Zentrum steht nicht die Aneignung von Stoff. Im Zentrum steht die Reflexion von Erlebnissen und Erfahrungen durch die Auseinandersetzung mit den Deutungsangeboten verschiedener Theorien. Ziel ist die Erlangung der Kompetenz, zukünftige Herausforderungen eigenverantwortlich meistern zu können. Dabei werden die notwendigen Fakten (der Stoff) mitgelernt, das heisst mit eigenen Erfahrungen vernetzt. So wird das Wissen vom Lernenden selbst (re-) produziert und angeeignet.

 

Ermöglichungsraum - Die Gruppe schafft Möglichkeiten

Nach unserem Verständnis ist Lernen ein kommunikativer Prozess mit sich selber, mit seiner persönlichen Geschichte, in Kooperation mit Mitmenschen und in Wechselwirkung mit Welt- und Menschenbildern, mit Theorien und Deutungsmustern, sowie mit dem Umfeld.

Durch die Interaktion der Einzelnen in der Gruppe erleben die Lernenden ihr Angewiesensein auf andere, wie auch die Einzigartigkeit jedes Einzelnen kennen und schätzen. Sie lernen Begrenzungen zu respektieren und sind gleichzeitig herausgefordert, über sich hinaus zu wachsen.

Der Gruppenprozess wirkt nicht „automatisch“ konstruktiv. Vielmehr erleben viele Menschen Gruppenprozesse, die sich destruktiv und behindernd auf den Einzelnen auswirken. Deshalb ist uns wichtig, im gemeinsamen Lernen den Gruppenprozess mit zu bedenken und uns bewusst zu werden, wie wir diesen konstruktiv gestalten und leiten können.